Im Mittelpunkt der chinesischen Ernährungslehre steht die qualitative Wirkung, die die Nahrung auf den Organismus entfaltet. Alles, was wir essen, trinken und dabei noch gut atmen, wird von unserer «Mitte», dem Verdauungsapparat zu Qi und Blut verarbeitet. Qi ist die Energie, Blut die Substanz, die zusammen im Körper fliessen. Ein ausgewogenes Verhältnis von Qi und Blut bedeutet Gesundheit. Der Mensch fühlt sich leistungsfähig, glücklich und zufrieden. Bei einem Ungleichgewicht entstehen Erkrankungen. Nahrungsmittel sind somit milde Therapeutika, mit deren Hilfe der Organismus im Gleichgewicht gehalten bzw. dorthin geführt werden kann. Die Klassifizierung der Nahrungsmittel erfolgt nach Temperaturverhalten, Geschmack, Funktionskreisbezug und Wirkrichtung. Das Temperaturverhalten von kalt bis heiss gibt Aufschluss über die energetische Dynamik eines Lebensmittels. Es zeigt an, ob ein Lebensmittel das Qi stark oder nur leicht bewegt. Die fünf Geschmacksrichtungen süss, sauer, bitter, salzig und scharf geben Aufschluss darüber, in welcher Tiefe ein Lebensmittel wirksam ist. Der Funktionskreisbezug zeigt, in welchem spezifischen Organ ein Lebensmittel seine Wirkung entfaltet. Die energetische Wirktendenz beschreibt die Bewegungsrichtung des Qi, die Nahrungsmittel im Organismus verursachen.
Je nach Krankheit, Konstitution, aber auch je nach Jahreszeit und regionaler Saison ist es angebracht die Ernährung dementsprechend anzupassen. Im Frühling/Sommer sind leicht bekömmliche Speisen mit saftigem Gemüse, wie Gurken, Tomaten, Zucchetti sowie die reichhaltige Auswahl an Früchten angezeigt, die Körpersäfte aufbauen und zugleich Hitze neutralisieren. Im Herbst/Winter sind dagegen kräftige, deftige Speisen zu empfehlen, deren Energie in der Tiefe Grundsubstanz aufbauen und dabei die Wärme bewahren. Dazu gehören Getreide, Fleisch und Wurzel- und Knollengemüse wie Karotten, Randen, Sellerie und diverse Winterkohlsorten.